Christlmühle

Ein Beispiel für regenerative Stromerzeugung aus Wasser

Geschichte

Die Christlmühle stand bis  1560 am Oberlauf der Glonn, gleich unterhalb der Stegmühle. Sie gehörte dem Kloster Ebersberg, die Stegmühle war im Besitz des Klosters Rott am Inn. Als die Christlmühle Mitte des  16 . Jh. um ein Sägewerk erweitert werden sollte, wollte man der flussaufwärts  gelegenen Stegmühle das Wasser „abgraben“. Das Kloster Ebersberg unterlag im Rechtsstreit dem Kloster Rott. Endgültigen Frieden gab es erst, nachdem die Glonn verlegt wurde und die Christlmühle an diesen ertragreichen Standort „abwanderte“.

Technik

In den  30er Jahren wurde das Wasserrad durch eine Turbinen-Generatoreneinheit ersetzt. Diese versorgte Mühle und Sägewerk mit elektrischer Energie. Eine Modernisierung der elektrischen Einrichtung gegen Ende des  20. Jahrhunderts steigerte die Leistung für die Glonner Stromversorgung.

Ertrag

Bei 5,5 m Wassergefälle treibt die Turbine den Generator mit einer Nennleistung von 22 kW an. Heute werden durchschnittlich 99.000 kWh elektrischer Energie pro Jahr erzeugt. Das deckt den Bedarf von ca.  30 Haushalten.

Die Francis-Turbine ist eine ideale Kraftmaschine, die zur Stromgewinnung die geringen Strömungsgeschwindigkeiten und -gefälle der Glonn effektiv ausnutzt.

Wasser – eine natürliche Energiequelle (Teil 1)

Wasser ist für Mensch und Tier eine Quelle des Lebens, wenn seine Kraft gebändigt wird. Die Forelle und das Mühlrad im Gemeindewappen stehen für die Bedeutung des Wassers für den Markt Glonn. Beim Neubau des Rathauses im Jahr  1930 brachte man über dem Rathauseingang erstmals das neue Wappen der Gemeinde an, entworfen von dem Wappenkünstler (Heraldiker) Professor Hupp aus Schleißheim. Wassermühlen haben in der Marktgemeinde eine mehr als  600 Jahre lange Tradition. Viele Mühlen (Stein-, Koth-, Steg-, Wasl-, Christl-, Glonnthal-, Furt- und Wiesmühle) sind noch heute in Glonn mit zwei Sägebetrieben und elektrischer Stromerzeugung ein wichtiger Bestandteil von Infrastruktur und Gewerbe.

Die Geschichte der Glonner Mühlen

Einst brachten die Römer Wassermühlen nach Bayern. Urkundliche Erwähnung fanden Mühlen erstmalig in den „Capitularien“ Karls des Großen ( 768 – 814 n. Chr.). Hier ging es im Wesentlichen um reinliche Verfahren bei der Müllerei, um Getreide und Brotsorten.

In den Freisinger Traditionen sind Nachrichten über Mühlen in der Zeit von 744 bis 1283 enthalten.

Um das Jahr  1000 waren bereits 66 Mühlen in Schwaben und Altbayern verzeichnet. Die dort für Glonn erwähnten Mühlenschenkungen beziehen sich jedoch nicht auf unser Glonn, sondern auf den gleichnamigen Fluss und Ort im Dachauer Raum.

Im Laufe der Jahrhunderte finden sich Schriften über Mühlen im Zusammenhang mit Bestimmungen zum „Mahllohn“ (der  30 . Teil des Mahlgutes stand den Müllern zu), zum Schutz der „Mahlgäste“, zur jährlichen Mühlenbeschau mit „vier oder sechs Zimmerleuten, Bauern oder Bürgern“ und insbesondere zu Wasserrechtsstreitigkeiten zwischen mehreren Müllern.

Ab dem  15 . Jahrhundert entstanden „Mühlenordnungen“, die den Mühlen- und Wasserbau sowie das gesamte Mühlenwesen regelten, z.B. die Ausbildung und Kenntnisse eines Müllers, des Zumüllers und Handknechtes, Eigentumsrechte und Abgaben.

Vier Glonner Mühlen wurden in den Schwabener Gerichtsliteralen erwähnt, so die Wiesmühle im Jahr 1416 als „Mul under Polkhayn“ (Balkham), weiterhin die Koth-, Furt- und Glonnthalmühle im Jahr  1417 . Über die Christl- und die Stegmühle wurde  1517 in den Gerichtsliteralen des damals angrenzenden Landgerichts Wolfratshausen berichtet.

Im Dreißigjährigen Krieg ist Glonn von den Schweden bis auf eine Badstube niedergebrannt worden. Damals sind im Pfarrarchiv zu Glonn alle Urkunden verloren gegangen.

Ein umfassendes Geschichtswerk über „Glonn und seine Umgebung“ verdankt der Markt seinem Ehrenbürger Johann Baptist Niedermair, der in unermüdlicher Kleinarbeit das Wissen über seinen Heimatort zusammengetragen und dieses erstmals  1909 veröffentlicht hat. Eine zweite, erweiterte Auflage seiner Glonner Chronik erschien 1939.

Über Glonn und seine Quellen schreibt Niedermair: „Haben wir auf der Straße von München nach Glonn die Anhöhe oberhalb Ursprung erreicht, so entrollt sich vor unseren Augen ein entzückendes Landschaftsbild, eine Alpenlandschaft im Kleinen. […] Im Vordergrunde liegt das gleichsam schlummernde Ursprung, wo die erste Quelle des Glonnflusses dem Erdboden entschlüpft und in die üppig grüne Talmulde nach Mühlthal hinabgleitet und sich mit den etwa  20 dort mächtig hervorsprudelnden Quellen vereinigt.“